Einheimische Regenwürmer und ihr Artenreichtum in Deutschland
Einheimische Regenwürmer zählen alle zu der Spezies Regenwurm, auch Lumbricidae genannt, die im Erdboden lebt und der Ordnung der Wenigborster untersteht. Grundsätzlich wird allerdings zwischen peregrinen Regenwürmern, die aus fremden Gebieten eingewandert sind, und den endemischen Arten, bei denen der Lebensraum und die ursprüngliche Heimat identisch sind, unterschieden. Folglich hat nur eine begrenzte Anzahl der Regenwürmer, die in Deutschland lokalisiert werden können, auch hier ihre Wurzeln.
Einheimische Regenwürmer, ihre Artenvielfalt und ihre dazugehörigen Gattungen
Im Allgemeinen sind derzeit ca. 46 Arten der Regenwürmer in Deutschland zu finden. Sie werden wiederum in sechs Gattungen unterteilt, die allesamt namensgebende Eigenarten vorweisen, wodurch sie sich von ihren Artgenossen differenzieren:
Allolobophora - die artenreichste Gattung
Hierunter sind 14 Regenwurmarten zusammengefasst. Dazu gehören der
Allolobophora caliginosa, bekannt als kleiner Wiesenwurm, der Allolobophora chlorotica oder kleiner Ackerwurm sowie der
Allolobophora longa, großer Wiesenwurm genannt. Die Spezies Allolobophora zeichnet sich durch einen veränderten Kopflappen aus,
worauf die Silben callos (andere), lobos (Lappen) und phorein (tragen) hinweisen.
Lumbricus – die bekanntesten Regenwürmer
Sie haben 8 verschiedene Arten und erhielten ihren Namen aus der lateinischen
Bezeichnung für Regenwurm. Mit dem wohl populärsten Lumbricus terrestris, auch als Tauwurm betitelt, dem Lumbricus castaneus, dem braunen Laubfresser und dem roten Laubfresser Lumbricus rubellus
sind hier sehr präsente Spezies vertreten.
Dendrobaena – die Baumbesteiger
Die 9 Arten der Dendrobaena kriechen größtenteils an Baumstämmen hoch, was sich aus den Silben dendron (Baum) und
bainein (besteigen) ergibt. Neben dem Dendrobaena rubida, dem Köcherwurm, finden sich unter anderem noch der Dendrobaena
attemsi und der Dendrobaena tenuis hier.
Eisenia – die lateinisch-benannte Gattung
Eigentlich basiert die Namensgebung dieser Spezies auf G. Eisen, der sie entdeckt
hat, doch der Begriff wurde später ins Lateinische abgewandelt. Unter den 4 Arten ist speziell der Eisenia fetida, der
Kompostwurm, sehr bekannt.
Octolasium – die Achtborster
Die drei Arten der Octolasium-Spezies, beispielsweise der Octolasium lacteum oder großer Ackerwurm, erhielten
ihre Fachbezeichnung, weil sie pro Segment acht Borsten besitzen. Die Färbung reicht von bräunlich, gelbbraun bis grau, bis hin zu bläulich.
Eiseniellea – die kleinste Gattung
Hierzu zählt lediglich der Eiseniellea tetraedra, weshalb der Name „Eisenia“ für diese Gruppe die Verkleinerungsform
der Betitelung erhielt.
Innerhalb der Spezies zeigt sich obendrein eine unterschiedliche Präsenz einzelner Regenwurmarten.
Einheimische Regenwürmer mit ihren häufigsten Arten und deren Besonderheiten
Die Arten-Varietät der Regenwürmer in Deutschland beschränkt sich auf circa neun verschiedene Gruppierungen. Unter ihnen befinden sich jedoch zwei Spezies, die besonders häufig vertreten sind, und zwar der kleine Wiesenwurm und der Tauwurm. Beide haben charakteristische Merkmale, durch die sie sich voneinander unterscheiden.
So ist der kleine Wiesenwurm in nahezu allen Böden vertreten, die auch für die landwirtschaftliche Nutzung dienen. Außerdem kann er an Standorten existieren, an denen extreme Bedingungen herrschen. Dem Namen entsprechend misst er dabei nur ungefähr 5-16 cm und weist eine kaum vorhandene, mitunter gräulich bis blassgelbe Pigmentierung auf. Sein Antlitz ist leicht gelblich mit einer fleckigen Erscheinung und er hat einen veränderten Kopflappen, wie es für seine Gattung üblich ist. Jener schimmert leicht rosa.
Der 9-30 cm lange Tauwurm hat seinen Lebensraum hingegen vermehrt auf Acker-, Wiesen- oder Waldböden. Farblich präsentiert er einen braun-roten Ton, der zum Ende hin blasser wird. Ein ausdrucksstarkes Kennzeichen ist sein abgeflachtes, hinteres Ende, welches transparent wirkt. Des Weiteren lassen sich ausgewachsene Tiere ebenfalls an einem prägnanten Gürtel erkennen.
Einheimische Regenwürmer sind demnach in Deutschland verbreitet, doch ihre Ansiedlung wird in dem Zusammenhang von großen Unterschieden dominiert.
Einheimische Regenwürmer und ihre deutschlandweite Verteilung
Einheimische Regenwürmer sind nicht in allen Regionen Deutschlands gleichermaßen großflächig vertreten. Vor allem in den nördlichen Gebieten ist das Vorkommen deutlich niedriger. Dies beruht auf der Eiszeit und ihren Folgen für den Lebensraum des Regenwurms. Bedingt durch die Temperaturen kam es zu Vergletscherungen, der Bildung von Eismassen auf Landflächen und dem Meer. Diese veränderten Bedingungen sorgten dafür, dass die Regenwürmer ausstarben oder sich in südlichere Zonen begaben, wo sie vor starken Vereisungen sicher waren. Auch nach der Eiszeit gelang es nicht, die endemischen Arten wieder im Norden anzutreffen, sodass hier fast ausschließlich fremde Regenwurmgattungen zu finden sind.
In Mitteldeutschland lässt sich ebenfalls eine Tendenz zu peregrinen Regenwürmern nachweisen. Lediglich die südlichen Teile des Landes besitzen einen Artenreichtum an einheimischen Regenwürmern, da die Bodenbeschaffenheit sowie die Witterungsverhältnisse ideale Lebensbedingungen für jene geschaffen haben. Somit umfasst ihre Verbreitung ein begrenztes Areal. Dennoch gelang es einigen Regenwurmarten, sich langfristig anzusiedeln, wodurch gerade im Südwesten Deutschlands bis heute einheimische Regenwürmer ansässig sind.