Verhalten der Regenwürmer bei Regen und im Wasser
Regenwürmer sind zwar Landbewohner, brauchen aber ausreichende Feuchtigkeitsverhältnisse zum Überleben. Früher sagte man den Tieren nach, dass sie sich beim kleinsten Regenfall an die Erdoberfläche kämpften, da sie sofort im Wasser ertrinken würden. Heute weiß man es besser, denn einige Arten können bei den richtigen Voraussetzungen, längere Zeit im Wasser überlegen und es gibt auch Arten, die eine rein aquatische Lebensweise zeigen.
Warum Regenwürmer trotzdem bei Regen häufig an der Erdoberfläche anzutreffen sind und wie die kleinen Erdbewohner im Wasser überleben können, diesen beiden Fragen gehen wir in diesem Artikel nach.
Der Regenwurm als Wassertier
Grundvoraussetzung für das Leben im Wasser ist ein beständiger Sauerstoffgehalt. Dieser fehlt in grundwassergesättigten Böden, wenn ein längerer Regenschauer über das Land zieht. Der Regen sorgt nämlich für eine Verteilung der organischen Säuren, die durch Pflanzenwurzeln bei der Atmung ausgeschieden werden. Auch Oxidationen von Biomasse tragen zu einer höheren CO2-Konzentration im Erdreich bei. In den meisten Fällen reicht dann der im Wasser gelöste Sauerstoff nicht aus, um den Wurm mit genügend davon zu versorgen.
Doch Regenwürmer sind in der Lage, durch einen glykolytischen Stoffwechsel, ohne Sauerstoff zu überleben und ihr Gehirn zum Teil mit Glykose am Leben zu erhalten. Diese Form der Überlebenshilfe ist jedoch zeitlich begrenzt. Immerhin können sie dadurch aber bis zu zwei Tage in säurehaltigem Boden und damit auch ohne Sauerstoff überleben. Bei einem Regenschauer bietet sich jedoch der direkte Sauerstoffaustausch an und wird sofort dankbar angenommen. Sie drängen daher in Scharen an die Oberfläche.
Moorböden zählen aufgrund des hohen Säuregehalts nicht zum Lebensraum der Regenwürmer. In Wassergebieten, in denen ein hoher Sauerstoffgehalt nachweisbar ist, ist die Ansiedlung dagegen kein Problem. Die einzige Art, die in Europa eine Lebensweise in grundwassergesättigten Böden bevorzugt, ist Eiseniella tetraedra.
Ist die Wassertemperatur nicht zu warm und der Sauerstoffgehalt hoch genug, können Regenwürmer ohne Probleme monatelange Überschwemmungen überleben und auch eine längere Zeit in sauerstoffgesättigtem Leitungswasser stellt für sie kein Todesurteil dar. Stattdessen wird von einer Art Heilwirkung des Leitungswasser berichtet. Kranke Würmer wurden dazu in frisches Leitungswasser eingetaucht. Nach einer Nacht in diesem „Heilwasser“ zeigten sie sich zusehends erholter. Es wird angenommen, dass aufgrund dieser Wirkung, die ungewöhnlich hohe Anzahl an Regenwürmern in überschwemmten Auengebieten auftritt.
Rege - Regen - Regenwurm
Während der Regenwurm laut einiger Beschreibungen, seinen Namen aufgrund seines Bezugs zu Regen bekam, wollen die neusten Erkenntnisse der Carleton Universität in Ottawa allerdings die bisherigen Annahmen widerlegen. So soll sich laut dieser Studie der Regenwurm weniger auf den Regen mit seiner Feuchtigkeit und hohem Sauerstoffgehalt freuen oder diesen gar aufgrund des bevorstehenden Ertrinkens fürchten. Stattdessen wird argumentiert, dass Regentropfen den Frequenzen grabender Maulwürfe (gehören zu den natürlichen Feinden des Regenwurms) ähneln und die Würmer deshalb an die Oberfläche fliehen.