Der Regenwurm: Körperbau, Lebensweise und viele weitere interessante Informationen
Regenwürmer leben im Erdboden und beeinflussen zum Teil maßgebend die Bodenqualität, was sogar ein wirtschaftlicher Faktor sein kann. Der Regenwurm ist daher ein nützliches Lebewesen für die Menschen. Bevor wir uns jedoch den Körperbau und die Lebensweise des Regenwurms genauer anschauen, versuchen wir zunächst einmal seine biologische Einordnung zu verstehen.
Der Regenwurm gehört unter der ranglosen Rubrik der Urmünder (Protostomia) dem Überstamm der Lophotrochozoen an. Hierin befindet sich der Stamm der Ringelwürmer (Annelida), die wiederum die Klasse der Gürtelwürmer (Clitellata) beherbergt. Unter der Klasse steht die Ordnung der Wenigborster (Oligochaeta), die schließlich die Familie der Regenwürmer (Lumbricidae) enthält.
Nun haben wir den Regenwurm biologisch eingeordnet und können uns als nächstes viele weitere intressante Informationen über den kleinen fleißigen Landarbeiter anschauen. Möchten Sie mehr über eines der Unterthemen erfahren, klicken Sie einfach auf die weiterführenden Links.
Der Körperbau des Regenwurms
Der Regenwurm setzt sich aus vielen Segmenten beziehungsweise zylindrischen Gliedern zusammen. Winzige, kaum sichtbare Borsten ragen seitlich daraus hervor, wobei jedes Segment vier Paare davon besitzt. Mit zunehmendem Alter verfügt der Regenwurm über immer mehr dieser Segmente, bis der ausgewachsene Regenwurm schließlich circa 160 Segmente aufweisen kann.
Der Regenwurm ist im Prinzip wie ein Hautmuskelschlauch aufgebaut. Dieser besteht aus einer einschichtigen Epidermis, unter der zunächst eine Ringmuskelschicht sitzt, die von der dickeren Längsmuskelschicht unterstützt wird. Viele Lumbricus-Arten besitzen rötliche Hautpigmente, die Allolobophora-Arten erscheinen dagegen eher grau-schwarz oder hellgrau.
Detaillierte Informationen zum Körperbau abrufenDie Lebensweise des Regenwurms
Der Regenwurm frisst sich durch den Boden und erzeugt dabei röhrenförmige Gänge, die in seltenen Fällen bis zu acht Meter Tiefe erreichen können. In Mitteleuropa dringt der Regenwurm selten tiefer vor als drei Meter. Dabei werden feuchte Böden mit einem hohen Teil organischer Reststoffe bevorzugt.
Die kalte Jahreszeit überwinden die Würmer in einer Art Winterschlaf. Während dieser Monate stellen sie die Nahrungsaufnahme ein und kringeln sich spiralförmig in ausreichend tiefen Erdhöhlen, die sie zur besseren Isolierung mit Kot auskleiden, zusammen. Ihre Winterstarre bedeutet meist einen 50-prozentigen Gewichtsverlust, wobei es sich dabei zu 90 Prozent um Wasser handelt. Der Regenwurm hält aber nicht nur eine Art Winterschlaf, sondern auch bei hohen Temperaturen fällt er in eine Hitzestarre und versucht so, die heißen Tage unbeschadet zu überstehen.
Die Lebensweise des Regenwurms ist wie man sehen kann, alles andere als gewöhnlich, deshalb gibt es viele interessante Dinge über den Regenwurm zu lernen. In den folgenden Artikeln können Sie Ihr Wissen dahingehend vertiefen:
- Die Lebensweise des Regenwurms im Überblick
- Der Lebensraum des Regenwurms
- Was frisst der Regenwurm?
- Wie pflanzt sich der Regenwurm fort?
- Wie bewegt sich der Regenwurm fort?
- Das Verhalten bei Hitze und Kälte
- Flucht an die Oberfläche bei Regen
Wie weit geht das Regenerationsvermögen nach einer Verstümmelung?
Regenwürmer gelten allgemein hin als die Regenerationskünstler. Nach einer fast mittigen Durchtrennung können Regenwürmer ihr Hinterende nahezu vollständig wieder neu auszubilden. Am vorderen Ende des Regenwurms können höchstens das Prostomium, das sind die ersten vier Segmente, abgetrennt werden. Das Regenerat ist dann deutlich an seiner helleren Färbung erkennbar.
Ein Gerücht behauptet, dass aus einem mittig durchtrennten Regenwurm zwei neue lebende Exemplare entstehen. Dies entspricht aber nicht der Wahrheit, denn in der Mitte ist das Regenerationsvermögen am geringsten. Jedes Körpersegment ist mit der genetischen Anlage ausgestattet, den After gegebenenfalls wieder neu auszubilden. Für den Kopf gibt es eine solche Zauberformel in den Zellkernen nicht. Allein das Vorderende des Wurms kann dann überleben, wenn die Zerteilung erst hinter dem 40. Segment erfolgte. Davor liegen lebenswichtige Organe wie die Lateralherzen sowie Nervenzentren mit Gehirnfunktionen, die nicht regeneriert werden können.
Diese Form der Regenerationsfähigkeit ist für den Regenwurm überlebenswichtig. Immer dann, wenn ein Fressfeind sie am Hinterleib gepackt hat, entscheiden sie sich zur Selbstverstümmelung (Autotomie). Dabei werden Segmente als Opfergabe am Hinterende abgeschnürt, der restliche Körper kann sich durch Flucht dem Todesschicksal entziehen.
Regeneration nach VerstümmelungRegenwürmer verbessern die Bodenqualität
Es gab früher unberechtigte Vorurteile gegen den Regenwurm mit Blick darauf, was er dem Boden alles "antut". In der Folge wurde der Regenwurm sogar konsequent aus dem Boden vertrieben, wobei der Fantasie bei der Wahl der Mittel keine Grenzen gesetzt waren. Heute weiß man, dass Regenwürmer zu den wichtigsten Produzenten von Dauerhumus gehören. Die Reife eines Komposthaufens zeigt sich beispielsweise dadurch, wie stark der Haufen in sich zusammengesunken ist, nicht zuletzt deshalb, weil ihn die Regenwürmer inzwischen verlassen haben.
Die Nährstoffanreicherung bei den Böden erfolgt durch eine organische Düngung durch die Ausscheidungen der Regenwürmer. Auf Kunstdünger kann also vollständig verzichtet werden, wenn der Boden gut mit Regenwürmern bevölkert ist. Seine Grabetätigkeit bedeutet darüber hinaus eine fruchtbare Auflockerung und Durchlüftung der Böden, was zum Beispiel auch der schädlichen Staunässe entgegenwirkt.
Welche Bedeutung spielt der Regenwurm für die BodenverbesserungDie Fressfeinde, Krankheiten und Parasiten der Regenwürmer
Fressfeinde
"Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar" sind die natürlichen und unerbittlich überlegenen Fressfeinde der Regenwürmer. Damit aber nicht genug. Werden sie nicht von einem Vogel erwischt, können sie auch noch dieser Vielfalt an Fauna zum Opfer fallen (Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Marder
- Maulwurf
- Igel
- Spitzmaus
- Erdkröten
- Frosch
- Feuersalamander
- Blindschleiche
- Hundertfüßer
- Ameise
- Laufkäfer
- Landplanarie
- Fuchs
- Dachs
- Schlingnatter
Parasiten und Krankheiten
Auch viele Parasiten haben in den Regenwürmern gefügige Opfer gefunden. Deren Prominenteste sind Fadenwürmer (Nematoden) und Gregarinen (Sporozoen). Davon befallen sind vor allem die Samenblase und die Leibeshöhle. Zwar sind die Parasiten für sich genommen eher von harmloser Natur, aber viele stellen leider einen Zwischenwirt für hochgradig seriöse Erkrankungen dar, allen voran die Lungenwurmkrankheit der Hühner und Schweine. Aber auch die Larven der Bandwürmer (Eucestoda) kommen oft in Regenwürmern vor. Larven von der Goldfliege (Lucilia sericata) sind zwar seltener, dafür führen sie aber sicher zum Tod des Wirts.
Mehr zu den Fressfeinden, Parasiten und Krankheiten des RegenwurmsGefährdung und Schutz
In sandigen bis kiesigen Böden mit niedrigen pH-Werten hat es der Regenwurm sehr schwer. Die Streu von Nadelwald wirkt sich ungünstig auf den Regenwurm aus im Gegensatz zum Laub in den Laubwäldern. Auch Eukalyptus-Forsten sind kein typischer Lebensraum für Regenwürmer. Das Durchpflügen der Böden wirkt sich sehr kontraproduktiv auf die Regenwurmpopulation aus. Im Gegensatz zu organischer Düngung beispielsweise mit Kompost ist der Regenwurm über Gülle und chemische Dünger gar nicht amüsiert, ganz zu schweigen von Fungiziden, Herbiziden und Insektiziden.
Doch ist der Regenwurm durch die vielen Nadelwälder und dem Einsatz von Kunstdünger wirklich gefährdet? Wurde der Regenwurm vielleicht sogar unter einen speziellen Artenschutz gestellt? Diese beiden Fragen beantworten wir Ihnen im Artikel Gefährdung und Schutz des Regenwurms.
Einheimische Regenwurmarten
In Deutschland gibt es 15 Gattungen mit insgesamt 46 Regenwurmarten. Einzig der Badische Riesenregenwurm (Lumbricus badensis) ist eine endemische Art, also ein Tier, das ausschließlich in einer bestimmten Region vorkommt, an die es sich optimal angepasst hat. Es gibt im Süden Deutschlands übrigens deutlich mehr Arten als im Norden. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Regenwürmer liegt im Bereich zwischen drei und acht Jahren. Die häufigsten Arten sind hierzulande der bis zu 30 Zentimeter lange Tauwurm (Lumbricus terrestris) und der bis zu 13 Zentimeter lange Kompostwurm (Eisenia fetida).
Lernen Sie mehr einheimische Regenwurmarten kennen