Wurmkompostierung mit Hilfe eines Wurmkomposters
Wurmkompostierung - auch Vermitkompostierung genannt – bezeichnet die Verwertung von organischen Küchenabfällen mit Hilfe von Kompostwürmern. Eine Population verschiedener Würmer, Pilze, Bakterien und Einzeller zersetzt die Obst- und Gemüsereste und erzeugt dabei wertvollen Kompost und Flüssigdünger. Das tolle dabei: die Wurmkompostierung ist ein aerobischer Prozess – im Wurmkomposter entstehen kaum unangenehme Gerüche.
Die verschiedenen Arten der Wurmkomposter
Neben riesigen kommerziellen Wurmkomposter Anlagen, die in vielen Ländern betrieben werden, haben unzählige Privatpersonen – besonders in ländlichen Regionen – Komposthaufen, um die eigenen organischen Garten- und Küchenabfälle zu hochwertigem Bio-Dünger zu verrotten. Generell gibt es zwei Arten der Wurmkompostierung: im Ebenenkomposter und im Flachkomposter.
Ebenenkomposter brauchen wenig Platz
Wie der Name schon sagt, wird bei diesem Wurmkomposter auf mehreren Ebenen kompostiert. Unten sitzt ein Auffangbehälter, in dem die Sickerflüssigkeit aufgefangen wird, die beim Kompostieren entsteht – ein hervorragender Flüssigdünger. Die (meist drei)verschiedenen Ebenen werden nach und nach mit Kompostgut gefüllt. Der Boden jeder Ebene ist mit Löchern versehen, und die Würmer können von einer Etage zur anderen wandern. So finden die Kompostbewohner immer frische Abfälle.
Der bereits fertige Wurmhumus wird unten problemlos entnommen, oben wird frisches Kompostgut in den Wurmkomposter gefüllt. Die entleerte Etage wird jeweils wieder oben aufgestellt. Sobald die Würmer die Abfälle auf einer Ebene fertig zersetzt haben, wandern sie nach oben zu den frischen Abfällen. Daher werden bei der Komposternte von unten kaum Würmer entsorgt. Ebenenkomposter sind leicht im Handel zu finden und haben den Vorteil, wenig Platz zu brauchen.
Flachkomposter brauchen viel Fläche
Wer große Mengen organische Abfälle hat und auch Pferdemist verwerten möchte, wählt die aerobische Flachkompostierung mit Kompostwürmern. Wird das Kompostgut großflächig und dünn (maximal 60 cm) verteilt, bleibt die Temperatur bei der Verrottung ausreichend niedrig für die hitzeempfindlichen Kompostwürmer. Unangenehme Gerüche werden vermieden, Nachteil ist allerdings, dass für die Flachkompostierung viel Platz im Freien benötigt wird.
Die Außenwände dieser Kompostieranlage können aus Betonplatten oder Holz selbst gefertigt werden. Da Kompostwürmer frostempfindlich sind, sollte der Flachkompostierer zur kalten Jahreszeit mit Karton oder Stroh abgedeckt werden. Kompostwürmer lieben die Dunkelheit und zu viel UV-Licht kann die Fortpflanzung hemmen oder die Würmer vernichten. Auch gegen Maulwürfe, Wühlmäuse oder Vögel muss der Flachkomposter mit Holz oder Drahtgitter gesichert werden.
Der eigene Wurmkomposter
Während nicht jeder genug Platz für einen Flachkomposter auf dem Grundstück hat, passt der pflegeleichte Ebenenkomposter sogar auf den Balkon einer Stadtwohnung. Eine unkomplizierte Alternative für Fans der Wurmkompostierung ist auch eine schlichte Wurmkiste. Fertige Wurmkisten gibt es in Gartencentern oder Fachmärkten für Landwirtschaftsbedarf – oder über einen entsprechenden Internetversandhändler. Natürlich kann eine Wurmkiste auch selbst gebaut werden kann.
Hier einige wissenswerte Informationen und Tipps rund um den Wurmkomposter – auch als Anregung für den eigenen Haushalt. Viel Spaß beim Lesen!
Die Bewohner im Wurmkomposter
Viele verschiedene Lebewesen leben und arbeiten in einem Wurmkomposter zusammen, um den wertvollen nährstoffreichen Wurmhumus zu schaffen. Manche sind so klein, dass sie mit dem bloßen Auge gar nicht zu erkennen sind. Aber diese Bakterienarten, Pilze und Einzeller sind genauso wichtig wie die Spezies, die dem Wurmkomposter seinen Namen gegeben hat: die Kompostwürmer aus der Familie der Regenwürmer.
In der Kompost-Bevölkerung tummeln sich außerdem Springschwänze, verschiedene Bodenmilbenarten und kleine weiße Ringelwürmer aus der Familie der Enchyträen. Tausendfüßler, die den Wurm-Nachwuchs verzehren, haben in einem Wurmkomposter hingegen nichts verloren und müssen entfernt werden.
Die Kompostwürmer
Die am häufigsten eingesetzten Kompostwürmer heißen „Eisenia fetida“. Sie werden ungefähr 10 cm lang und sind rötlich mit gelber Schwanzspitze. Andere Wurmarten, die sich gut für Kompost einsetzen lassen, sind der rötliche „Eisenia andrei“ und der rote Riesenrotwurm „Eisenia hortensis“. Letzterer ist etwas größer und länger und vertilgt problemlos Papier und Karton.
Kompostwürmer, auch Mist- oder Stinkwürmer genannt, besiedeln die oberen Bodenschichten; dort finden sie genügend organisches Material, von dem sie sich ernähren, wie Laub oder Pflanzenreste. Ein ausgewachsener Kompostwurm ist immer hungrig und kann an einem Tag die Hälfte seines Körpergewichtes vertilgen. Bei 20 bis 25°C fühlen sich Kompostwürmer am wohlsten, heiße Temperaturen von über 30°C vertragen sie nicht.
Wo findet man die passenden Kompostwürmer?
Die passenden Wurmarten für die Vermitkompostierung werden in Wurmfarmen herangezüchtet und können im Fachhandel oder online erworben werden. Oft kennen ortsansässige Gartenvereine die besten lokalen Bezugsquellen. Beim Online-Versand reisen die Kompostwürmer in kleinen Kisten oder Säckchen, die mit etwas Erde wurmgerecht ausgestattet werden. Um einen Wurmkomposter zu starten, wird etwa ein halbes Kilo Würmer benötigt.
Eine Wurmkiste Marke Eigenbau
Die ideale Wurmkiste ist fest, rundum geschlossen und luftdurchlässig.
Material
Aus preiswertem, unbehandeltem Holz lässt sich leicht selbst eine Kiste zusammennageln. Günstig am Holz ist seine Luftdurchlässigkeit. Zwar ist Holz nicht sehr langlebig, aber hinterher wiederum organisch verwertbar. Sogar aus übereinandergestapelten alten Autoreifen lässt sich ein robuster, langlebiger Wurmkomposter herstellen. Und verzinkte Wannen sind zwar etwas teurer, aber extrem stabil und lange haltbar. Eine günstige und gute Übergangslösung ist ein Wurmkomposter aus Kunststoff, zum Beispiel in Form eines Plastikeimers aus dem Baumarkt.
Luftlöcher bohren
Für eine ausreichende Belüftung werden 3 mm große Löcher in Seitenwände und Boden der Wurmkiste gebohrt. Die unteren 10 cm der Seitenwände werden ausgespart. Das gilt übrigens für alle Materialien. Naturbelassenes Holz ist zwar atmungsaktiv, aber die Löcher im Boden werden zur Gewinnung des flüssigen Humus benötigt – die Kiste wird einfach auf Beine oder Klötze gestellt, darunter kommt ein Tablett.
Größe
Jeder kann die Größe seines Wurmkomposter nach Belieben oder Platzangebot wählen. Nur darf die Wurmkiste für die Kompostwürmer nicht tiefer als 60 cm sein. Gut zu wissen: Auf nur 10 cm² können bis zu einem halben Kilogramm Würmer leben. Schön sind auch Wurmkisten mit einem Sichtfenster; besonders in Kindergärten und Schulen kann so der Kompostierungs-Prozess mitsamt Humusbildung live beobachtet werden.
Standort und Einrichtung der Wurmkiste
Kompostwürmer vertragen keine übermäßige Hitze. Daher ist der ideale Standort für den Wurmkomposter ein kühler, schattiger Ort. In Keller, Garage oder auch draußen auf dem Balkon fühlen sich Kompostwürmer wohl. Um den Würmern ein behagliches Zuhause zu schaffen, kommt unten in die Wurmkiste ein Bett aus eingeweichten Wellpappe-Streifen, Eierkartons oder Zeitungsschnitzeln. Auch Stroh oder Heu ist geeignet, so erhalten die Würmer ausreichend Ballaststoffe und der Wurmkomposter wird gut belüftet. Darauf kommt eine Schicht Erde, anschließend wird alles gründlich befeuchtet.
Die Kompost-Ernte
Nach etwa 3-6 Monaten hat sich so viel Wurmkompost gebildet, dass er aus dem Wurmkomposter entnommen werden kann – es wird „geerntet“. Meist werden dabei auch ein paar Würmer entsorgt, was nicht schlimm ist; sie vermehren sich schnell. Wer kontinuierlich Kompost benötigt, kann auch zwei Wurmkisten-Komposter betreiben. Ist die erste Kiste gefüllt, wird mit der nächsten begonnen. So kann aus der ersten Kiste bereits kompostierter Humus entnommen werden und die noch nicht zersetzten Abfälle in die zweite gepackt werden, ein wenig wie beim Ebenenkompostierer.
Wer nur eine Wurmkiste benutzt, schiebt die Abfälle nach einer Weile einfach auf die eine Seite und füllt die leere Hälfte mit frischen Obst- und Gemüseresten. Die Wurm-Bevölkerung bedient sich bald in der neuen Hälfte. Ist auch diese voll, wird die erste Hälfte mit dem reifem Wurmhumus nicht mehr angefeuchtet. Nach einiger Zeit verlassen die Würmer die ausgetrocknete Seite. Der reife, fast wurmfreie Wurmhumus kann entnommen werden. Auch bei einer Wurmkiste kann der Flüssigdünger verwertet werden, wenn ein Tablett unter der Kiste die Flüssigkeit auffängt. Steht die Kiste ein wenig erhöht, wird gleichzeitig verhindert, dass Ameisen ihren Weg in den Wurmkomposter finden.
Nutzung und Pflege: 4 goldene Regeln für den Wurmkomposter zu Hause
Unter idealen Lebensbedingungen im Wurmkomposter – ausreichend Feuchtigkeit, richtige Temperatur, neutraler pH-Wert und regelmäßige Fütterung – gedeihen die Kompostbewohner ausgezeichnet. Daher ist die Zahl der Mikroorgansimen und Kleinlebewesen in einem Wurmkomposter auch wesentlich konzentrierter als in normalem Gartenboden. Übrigens: Beim Verrotten schrumpft das Volumen von Küchenresten recht eindrucksvoll. Dies rührt daher, dass Gemüsereste als Pflanzenteile hauptsächlich Wasser und Stickstoff enthalten. Aus 10 l Ursprungsmaterial erhält man maximal 2 l Wurmhumus.
Feucht halten
Das wichtigste ist, den Wurmkomposter permanent feucht zu halten. Alle Kompostbewohner brauchen Feuchtigkei, und die Mikroorganismen benötigen einen Wasserfilm, um sich fortzubewegen. Dazu wird am besten eine feucht-nasse Matte aus Filz oder Hanf über die gesamte Komposterkiste gebreitet und die Oberfläche jeden zweiten Tag mit Wasser besprüht.
Günstiger Nebeneffekt: die lästigen Fruchtfliegen werden ferngehalten und Schimmelpilzbildung verhindert. Gerne darf auch eine dünne Schutzschicht aus frischer Erde über das zu kompostierende Material gegeben werden.
Temperatur beachten
Die ideale Temperatur für einen Wurmkomposter liegt bei 20°C, einer üblichen Zimmertemperatur. Dieser Wert (auch Kaltrotte genannt) ist für die Aktivität der Kompostbewohner optimal. Fällt die Temperatur unter 0°C oder steigt dauerhaft über 30°C, gehen die Würmer und Mikroorgansimen zugrunde.
pH-Wert kontrollieren
Der pH-Wert im Wurmkomposter sollte zwischen 5 und 7 liegen, das bekommt den Würmern am besten. Durch den Verrottungsprozess kann es zu Übersäurerung kommen, daher ist es wichtig, den pH-Wert regelmäßig zu kontrollieren. Ein Test-Kit bekommt man in Apotheke oder Fachhandel, gegen Übersäuerung helfen spezielle Kalkpräparate aus dem Gartencenter.
Regelmäßig ausgewogen füttern
Anfangs reicht es, die neu eingezogenen Kompostwürmer einmal pro Woche mit kleinen Portionen Gemüse- und Obstabfällen zu füttern. Wenn sie sich vermehrt haben, schaffen die Wurmkomposter Bewohner wöchentlich mehr als einen Liter organische Abfälle pro 0,10m². Generell sollten alle Abfälle zerkleinert und etwas angefeuchtet werden, bevor sie in den Wurmkomposter gesteckt werden. Um den Würmern ihre Arbeit zu erleichtern und Fruchtfliegen vorzubeugen, werden die Küchenabfälle am besten unter das Wurmbett gemischt. Etwa einmal monatlich sollte auch Fasermaterial wie Karton, Heu oder Zeitungsschnitzel nachgefüllt werden.
Vorsicht:
Werden die Kompostwürmer überfüttert, kann der Wurmkomposter unangenehm riechen. Gefährlicher Nebeneffekt einer solchen Überfütterung ist auch eine übermäßige Erhitzung des Wurmbettes, wodurch die Würmer absterben.
Was in den Wurmkomposter darf
Obst und Gemüse
Obst- und Gemüseabfälle sind die klassischen Zutaten für einen Wurmkomposter. Auch fein gemahlenes Getreide wie in Haferflocken oder Mehr lässt sich gut kompostieren, am besten vorher anfeuchten.
Grüne Nahrungsmittel
Gartenabfälle und Grünschnitt wie Gras und Klee erhöhen den Stickstoffgehalt im Wurmkomposter. Auch die Blätter von roten Karotten oder Rüben oder aussortierte Salatblätter können gut kompostiert werden.
Kaffee und Tee
Sind die Filter ungebleicht, kann der gesamte benutzte Kaffeefilter in den Wurmkomposter. Auch benutzte Teebeutel sind kompostierbar – natürlich sollten vorher eventuell vorhandene Metallklammern ausgesondert werden.
Papierabfall
Auch angefeuchtetes Papier oder Pappe darf in den Wurmkomposter, sofern keine Schwermetalle darin enthalten sind. Bei farbig bedrucktem oder glänzendem Papier ist Vorsicht geboten. Eierschachteln oder Pizzakartons sollten einen Tag eingeweicht und ausgedrückt werden, bevor sie in den Wurmkomposter gegeben werden. Besonders braune Nahrungsmittel erhöhen den Gehalt von Kohlenstoff und Phosphat im Wurmhumus, ein wünschenswerter Aspekt. Also können dem Wurmkomposter neben Papier und Pappe auch Laub und Brot zugeführt werden.
Eierschalen
Auch die Schalen von rohen Eiern können auf den Kompost, am besten klein gemörsert. Mit ihrem hohen Kalziumkarbonat-Anteil (Eierschalen bestehen zu 90 Prozent aus kohlensaurem Kalk) lösen sie sich nämlich nicht so leicht auf.
Ein praktischer Tipp für die Küche
Da der Wurmkomposter selten direkt in der Küche stehen wird, empfiehlt es sich, einen Sammelbehälter direkt an dem Ort vorzusehen, wo die kompostierbaren Abfälle entstehen: in der Küche. So wird gewährleistet, dass auch Kleinigkeiten wie die Apfelschale zwischendurch oder der beim Würzen übriggebliebene Petersilienstängel nicht im Restmüll landet.
Gut ist ein kleiner Komposteimer mit luftdicht verschlossenem Deckel, der Fruchtfliegen abhält und Gerüche einschließt. Spätestens wenn der Komposteimer voll ist, landet alles im Wurmkomposter und der Inneneinsatz des Eimers wird rasch gereinigt.
Was nicht in den Wurmkomposter darf
Vorsicht bei Umschlägen mit Sichtfenster – dies besteht aus Kunststofffolie. Würmer mögen keine Kunststoffe. Auch Asche, Knochen, Fleisch- und Fischreste, Käse und andere Milchprodukte, Wurst, Fett und die Reste gekochter Speisen gehören nicht in den Wurmkomposter; das gilt auch für gebrauchte Katzenstreu, Windeln oder Haustierkot. Zu vermeiden sind auch Blätter von Nadelhölzern, Lorbeer oder Eukalyptus, die für Würmer giftig sind.
Sind Gartenabfälle oder Pflanzenteile von Schädlingen befallen oder krank, sollten sie im Beutel verschlossen über den Hausmüll entsorgt werden. Mit Zitrusfrüchten und Rhabarber sollte wegen ihres hohen Säuregehalts sparsam umgegangen werden; Vorsicht ist auch bei Bananenschalen geboten, die häufig gespritzt sind. Generell müssen alle Pflanzenteile, die Pestizide, Fungizide oder Herbizide enthalten, anderweitig entsorgt werden.
orsicht bei Tierdung
Bereits kompostierter Kuh- oder Pferdemist ist ein Leckerbissen für die Wurmkomposter Bewohner. Dieser Dung sollte allerdings mindestens 8 cm tief vergraben werden. Frischer Kuhmist darf nicht in den Wurmkomposter – abgesehen von eventuellen Krankheitserregern überhitzt er den Komposter und tötet die Würmer.