Wie bewegt sich der Regenwurm fort und wie funktioniert das Graben?
Regenwürmer wirken auf den ersten Blick wie sehr simple Tiere, da sie keine Beine besitzen, mit denen sie sich vorwärtsbewegen können. Nur durch das abwechselnde Strecken und Zusammenziehen ihres Körpers kriechen sie voran. Bei näherer Betrachtung stellt man jedoch fest, dass dieser Vorgang recht komplex ist und ein ausgefeiltes Zusammenspiel der verschiedenen Muskelpartien erfordert. Besonders deutlich wird dies, wenn ein Regenwurm sich nicht auf der Bodenoberfläche bewegt, sondern in der Erde Gänge anlegt.
Kleines Kraftpaket
Der gesamte Körper des Regenwurms besteht aus einem Hautmuskelschlauch. Dabei bilden die direkt unter der Haut befindlichen Muskelstränge zusammen mit dem Muskelschlauch die äußere Hülle.Die Flüssigkeit, die sich im Inneren der Leibeshöhle befindet, verleiht dem knochenlosen Wurm Stabilität.

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Die gesamte Fortbewegungsarbeit wird jedoch von den Muskeln bewältigt, indem sie sich immer wieder zusammenziehen und entspannen. Dabei kommt es zu einem Zusammenspiel von zwei sehr unterschiedlichen Muskelarten. Die kräftigen Ringmuskeln liegen direkt unter der Haut und sind entsprechend der Körpersegmente angeordnet. Die darunter befindliche Längsmuskulatur zieht sich jedoch durch den ganzen Körper des Regenwurms.
Diese beiden Muskelarten führen abwechselnd gegensätzliche Bewegungen aus. Zunächst ziehen sich die Ringmuskeln an einer Stelle des Wurms zusammen, während die Längsmuskeln erschlaffen. Dadurch wird der Körper in diesem Bereich abgeschnürt, während sich gleichzeitig die Gesamtlänge vergrößert. Anschließend lockert sich die Ringmuskulatur wieder und die Längsmuskeln ziehen sich zusammen. Dieses Wechselspiel bewirkt nicht nur eine Verdickung des Regenwurms, sondern auch ein Nachziehen des hinter dieser Stelle liegenden Körperteils.
Die Fortbewegung selbst wird dadurch möglich, dass dieser Vorgang nicht im gesamten Körper stattfindet, sondern stets nur an einer Stelle, die wellenartig durch den Wurmkörper wandert. Der Fachbegriff für diese Art der Bewegungen lautet propulsive Peristaltik.
Fortbewegung gegen Widerstand
Wenn der Regenwurm in den Boden eindringt und neue Gänge bohrt, lässt sich die Funktionsweise der kräftigen Muskulatur besonders gut beobachten. Zunächst schiebt der Wurm sein ausgestrecktes und spitz zulaufendes Vorderende wie einen Keil in die Erde. Danach verdickt sich dieser Bereich, wodurch der entstandene Hohlraum deutlich erweitert wird.
Bei diesem Vorgang wird der Regenwurm durch den Druck der im Körper befindlichen Flüssigkeit unterstützt, um den Widerstand des Bodenmaterials zu überwinden. Durch abwechselndes Ausstrecken und Zusammenziehen kann ein Regenwurm so selbst in härteren Erdschichten rasch neue Gänge und Wohnröhren anlegen oder bestehende erweitern.
Sichere Fortbewegung dank Borsten
Bei näherer Betrachtung lässt sich feststellen, dass die Körperoberfläche eines Regenwurms keineswegs glatt ist. Am ganzen Körper befinden sich kleine Borsten aus Chitin, die sich jeweils paarweise angeordnet in vier Linien entlang der Längsachse des Wurms hinziehen. Diese Borsten unterstützen die Fortbewegung des Regenwurms, indem sie sich wie Widerhaken im Boden verankern und so verhindern, dass der Körper des Wurms zurückgleitet, wenn sich die Längsmuskulatur zusammenzieht.

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Besonders hilfreich sind die Borsten, wenn sich der Regenwurm durch bereits bestehende Wohngänge bewegt. Die Wände dieser Gänge werden von dem Wurm mit Exkrementen und Schleim verfestigt und dadurch sehr glatt. Dank der Borsten ist für den Regenwurm darin ein sehr schnelles Vorankommen möglich.
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