Die Lebensweise des Regenwurms
Regenwürmer leben im Erdreich und gehören dem Stamm der Ringelwürmer an. In Deutschland sind ungefähr 46 Arten der fleißigen Landarbeiter bekannt, weltweit sind es sogar 670. Von den 46 in Deutschland heimischen Arten, waren nicht alle ursprünglich bei uns angesiedelt. Einige Arten sind eingewandert und haben ihren Platz im vielfältigem Ökosystem gefunden.
Wie der Lebensraum der Regenwürmer aussieht, wovon Sie sich ernähren und viele weitere interessante Informationen zur Lebensweise der Regenwürmer, vermitteln wir in diesem Artikel. Wenn Sie auf die entsprechenden weiterführenden Links zu den einzelnen Abschnitten klicken, gelangen Sie zu ausführlicheren Beschreibungen.
Wie und wo lebt der Regenwurm
Indem sich der Regenwurm durch den Boden frisst, schafft er sich selbst jene Röhrengänge, in denen er sein Dasein fristet. Seine Gänge können vereinzelt beachtliche Tiefen erreichen. In Mitteleuropa dringt der Regenwurm kaum tiefer als drei Meter in den Boden vor.
Der Regenwurm siedelt sich gern in humusreichen Böden an, die neben viel Feuchtigkeit auch reichlich zerfallene organische Stoffe enthalten. In Gärten, in denen viel Kompost verwendet wird, findet man auch meistens viele Regenwürmer. Lange anhaltende extreme Frostperioden können die Tiere nicht gut vertragen. Den Winter übersteht der Regenwurm in tieferen Erdröhren (der Bodenfrost kann in Mitteleuropa kaum tiefer als 60 Zentimeter vordringen), indem er über Monate keine Nahrung mehr aufnimmt. Zur thermischen Isolierung wird das "Schlafgemach" zuvor üppig mit Kot ausgekleidet.
Um die eigene Oberfläche zu minimieren, kringelt sich der Regenwurm zum Winterschlaf spiralförmig zusammen. Sein Vorderteil versteckt er dann im Zentrum seiner Spirale, um sich unmittelbar bis zum Frühjahr in einen Starrezustand zu versetzen. Der Regenwurm wird nun ungefähr die Hälfte seines Körpergewichts, das zu 90 Prozent aus Wasser besteht, verlieren.
Der Lebensraum der RegenwürmerDie Nahrung der Regenwürmer
Regenwürmer sind Allesfresser und bevorzugen dabei natürliche Abfallprodukte, die sie in der Nähe ihrer Erdlöcher finden können. Ansonsten frisst er sich durch den Boden, indem sein "Mund" als eine Art Saugpumpe fungiert. Pflanzenwurzeln beschädigt die "zahnlose Minka" dabei nicht. Sein Leibgericht sind lediglich tote Pflanzenteile, die meistens auch schon von Mikroben besiedelt sind.
Sein sogenannter Muskelmagen ist der lediglich kropfartig erweiterte Bereich des Schlundes. Dieser primitive Magen wird durch eine zähe Haut ausgekleidet, die winzige, sehr harte Körnchen enthält, um das Gemisch aus Sand und Nahrungsbrocken fein zerreiben zu können. Darüber hinaus sondern Drüsen einen Verdauungssaft ab, der daraus einen viskosen "Speisebrei" aufbereitet, der weiter in den Darmabschnitt geleitet und zum Teil verdaut werden kann. Die unverdauliche, klebrige Erdpaste wird schließlich über den After ausgeschieden. Dieser Auswurf wird auch als Wurmhumus bezeichnet und ist übrigens ein ganz hervorragender Dünger für alle Gartenpflanzen.
Mehr zur Ernährung von RegenwürmernWie pflanzen sich Regenwürmer fort?
Regenwürmer sind Zwitter, deren Geschlechtsreife mit ein bis zwei Jahren eintritt und an der Ausbildung ihres Gürtels (Clitellum) erkennbar ist. Es handelt sich dabei um eine gelbliche, sattelförmige Verdickung, die sich aus dem Vorhandensein vieler kleiner Drüsen ergibt, die sich in der Zone vom 27. bis 35. Segments befinden. Die Seitenränder des Clitellums zeichnen sich durch die deutlich sichtbaren, sogenannten Pubertätsleisten aus.
Die Zwitterwürmer befruchten sich gegenseitig, indem die relativ großen Drüsen des Gürtels ein Sekret ausscheiden. Diese Stelle versucht der Wurm am zehnten Segment der Bauchseite des Partners in Position zu bringen. Bei einigen Regenwurmarten konnte aber auch schon eine Selbstbefruchtung nachgewiesen werden. Die Eier werden dann in den sogenannten Regenwurmkokons abgelegt, dabei dient das Clitellum-Sekret zugleich zur Bildung der Hülle des Ei-Kokons. Nach der Eiablage bewegt sich der Wurm rückwärts aus dem Kokonring heraus. Die Embryonen ernähren sich von dem sie umgebenden Eiweiß. Nach einer kurzen Trochophora-Phase erfolgt eine Metamorphose zu dem anfangs noch durchsichtigen Wurm.
Der Kompostwurm (Eisenia fetida) schlüpft zum Beispiel in seiner eher warmen Umgebung schon nach 16 bis 20 Tagen. Im Gegensatz dazu braucht der Lumbricus terrestris bei mittleren Bodentemperaturen um nur zwölf Grad Celsius bis zu 135 Tage zum Schlüpfen.
Die Fortpflanzung im DetailDie Physik der Fortbewegung
Der Regenwurm kriecht vorwärts oder rückwärts mit Hilfe von Borsten und einer Ring- und Längsmuskulatur. Damit ist der Regenwurm in der Lage, sich mit peristaltischen Bewegungen für eine Richtung zu entscheiden. In einzelnen Schritten läuft diese so ab:
Gehen wir einmal von Borsten aus, die schräg nach hinten gerichtet sind. Am Vorderende des Wurms werden nun die Ringmuskeln zusammengezogen. Gleichzeitig verankert der Wurm sein hinteres Ende mit den Borsten im Boden. Im nächsten Moment kann sich der vordere Teil nach vorne schieben. Durch die darauf folgende Kontraktion der Längsmuskeln werden die Segmente kürzer und dicker. Das Ergebnis ist eine Nettobewegung nach vorne.
Es lässt sich wohl nicht verhindern, dass ein Regenwurm auf seinen geheimnisvollen Pfaden durch den Boden Röhren hinterlassen muss. Das gelingt ihm besonders gut in einem lockeren Bodensubstrat wie Komposterde oder Waldboden. Ganz anders ist es bei Mineralböden in Abhängigkeit von der Korngrößenverteilung, der Bodenfestigkeit und der aktuellen Durchfeuchtung. Als Bohrkopf verwendet der Regenwurm stets sein verdünntes Vorderende. Mit seinen Exkrementen "tapeziert" der Regenwurm die Röhren unter Zugabe von Schleim, um sie auf diese Weise für weitere rasche Auf- und Abstiege zu stabilisieren.
Mehr Informationen zur FortbewegungDie Lebenserwartung des Regenwurms
Über diese Frage ist sich die Wissenschaft nicht ganz einig, je nach Art wird eine Lebenserwartung von drei bis acht Jahren vermutet. "Laborwürmer", die unter optimalen Bedingungen in Gefangenschaft leben, werden mit Sicherheit deutlich älter als ihre Artgenossen in der bedrohlichen Natur. Große, kräftige Würmer, die sich in tiefere Bodenschichten zurückziehen können, erreichen sehr wahrscheinlich auch ein etwas höheres Alter.
Der Einfluss extremer Temperaturen
Ihre Lieblingstemperatur liegt im Bereich zwischen zehn und 14 Grad Celsius. Kompostwürmer verstehen unter gemütlich eher die Temperaturspanne von 20 bis 25 Grad Celsius. Die kalte Jahreszeit veranlasst die Regenwürmer zum Abstieg zum Teil bis in Tiefen um 80 Zentimeter. Baumstümpfe, Komposthaufen oder bestimmte größere Steine gelten auch unter Regenwürmern als Wärme speichernde Bodenstrukturen. Daher lassen sich dort oftmals ganze Kolonien zusammengerollter Würmer finden.
Eine ergiebige Schneebedeckung fungiert ebenfalls als thermische Isolierung für den Boden. Daher können in diesem Fall sogar im Winter aktive Regenwürmer im Oberboden beobachtet werden. Es ist heute noch nicht ganz klar, wie lange Regenwürmer Frost überleben können. Was ihnen wahrscheinlich noch mehr zusetzt, ist die Trockenheit des Bodens durch eine Dauerfrostabschirmung. Die während der Herbstzeit abgelegten Kokons entwickeln sich in frostfreien Böden auch über den Winter hinweg weiter. Wenn die Bodentemperatur im Frühjahr die Zehngradmarke übersteigt, schlüpfen die Jungwürmer.
Das Verhalten bei Hitze und Kälte genau erklärtBei Regen flüchten die Würmer an die Oberfläche
Warum sie dies tun, darüber streiten noch immer die Wissenschaftler. Eine Theorie weist in die Richtung, dass die Würmer befürchten, zu ersticken, falls der Niederschlag ihre Röhren vollständig flutet. Experimente haben allerdings gezeigt, dass Regenwürmer unter Wasser 35 Stunden überleben können, selbst bei anaeroben Konditionen. Sie schaffen das deshalb, weil sie bei Bedarf auf glykolytischen Stoffwechsel, bei dem sie ihren Sauerstoffbedarf aus der Milchsäurevergärung beziehen, umschalten können.
An der kanadischen Carleton Universität in Ottawa wurde die Frage in einer speziellen Studie bearbeitet. Hierbei kam man zu dem wenig überraschenden Ergebnis, dass Regenwürmer berechtigte Angst vor Maulwürfen (natürlicher Feind des Regenwurms) haben. Fallende Regentropfen trommeln in einer Weise auf die Erdoberfläche ein, dass dabei in etwa das gleiche seismische Frequenzspektrum entsteht, wie bei den Grabungsgeräuschen von Maulwürfen. Amerikanische Angler machen sich den Respekt der Regenwürmer vor dem Maulwurf beim "worm grunting" gern zunutze, indem sie einen Stock mit einer vibrierenden Metallscheibe in den Boden treiben.
Mehr zum Verhalten der Regenwürmer bei Regen