Die Fortpflanzung des Regenwurms
Weltweit gibt es schätzungsweise 3000 verschiedene Regenwurmarten. Bei uns in Deutschland leben 46 verschiedene Arten des Regenwurms. Zu den bekanntesten Arten in Deutschland gehören der 12 bis 30 cm lange Gemeine Regenwurm (Lumbricus terrestris), auch Tauwurm genannt, und der 4 bis 14 cm lange Kompostwurm (Eisenia fetida).
Während sich ersterer hauptsächlich durchs Erdreich von Wiesen und Gärten gräbt und sich von weniger stark verwestem Pflanzenmaterial ernährt, ist der Kompostwurm überwiegend unter verrottendem Pflanzenmaterial vorzufinden, welches auch seine Nahrung darstellt. Er ist verantwortlich für die Umwandlung von Kompost zu Gartenerde in unseren heimischen Gärten. Daher wird er auch gerne von der Gartenindustrie genutzt und in sogenannten Wurmfarmen vermehrt.
Bei der Kompostierung im Garten sind Regenwürmer also äußerst nützlich. Jeder weiß, dass Regenwürmer in unseren Beeten willkommen sind, doch wer weiß schon, wie die Regenwurm Fortpflanzung vonstattengeht? Da das Leben der Regenwürmer meist unterirdisch im Verborgenen stattfindet, kennen die wenigsten Menschen den Lebenszyklus dieser Tiere. Dabei bietet die Regenwurm Fortpflanzung so manch eine Überraschung.
Die Paarung
Bevor es zur Regenwurm Fortpflanzung kommen kann, müssen die einzelnen Tiere die Geschlechtsreife erreichen. Geschlechtsreife Regenwürmer erkennt man an dem Clitellum, auch Gürtel genannt, einer Verdickung zwischen dem 27. und dem 35. Körpersegment.
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Allen Regenwurmarten gemein ist, dass es sich um Zwitter handelt, die sowohl über männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane verfügen. Bei günstigen Witterungsverhältnissen, hauptsächlich im Frühsommer und Herbst, wandern die geschlechtsreifen Tiere zur Regenwurm Fortpflanzung auf der Suche nach einem Partner an die Oberfläche. Dabei müssen sie nicht zwangsläufig ihre Gänge verlassen.
In der für die Tiere gefährlichen Paarungszeit müssen sich beide Würmer mehrere Stunden mittels einer Schleimabsonderung miteinander verbinden, um gegenseitig die Samenzellen auszutauschen. Bei der Regenwurm Fortpflanzung tauschen beide Partner gegenseitig Samenzellen aus und die Würmer liegen so aneinander, dass das 9. und 10. Segment der Bauchseite, die für die Samenproduktion zuständig sind, einander zugewandt sind. Diese Verbindung wird zusätzlich durch die sogenannten Klemmborsten (paarweise aneinander geordnete Borsten auf der Körperoberfläche) stabilisiert.
Die Samenzellen werden von den im 15. Segment befindenden Geschlechtsöffnungen abgegeben und mittels der zwei Samenrinnen in die Samentaschen des Partners transportiert.
Die Befruchtung und Entwicklung der Regenwürmer am Beispiel des Tauwurms
Nach dem Austausch der Samenzellen, findet nicht sofort die Befruchtung der Eizellen statt. Erst nach einigen Tagen bildet der Regenwurm mit den Drüsenzellen der Gürtelzone eine Art Kokon aus Schleim, der durch die Bewegung des Regenwurms über den Körper wandert. Sobald er das 14. Körpersegment erreicht, wird eine Eizelle abgegeben und beim 9. und 10 Segment werden die fremden Samenzellen hinzugeben.
Zusätzlich wird der Kokon noch mit einer Eiweißschicht gefüllt, die die Larve während der bevorstehenden Entwicklung als Nährstoffquelle nutzt. Der Kokon verschließt sich, sobald er den Kopf des Regenwurms passiert hat, und verwandelt sich somit in eine Eikapsel. Diese Eikapsel wird auch Regenwurmkokon genannt und mit dem Absondern des Kokons, ist die Regenwurm Fortpflanzung für das adulte Tier abgeschlossen.
In Abhängigkeit von den Witterungsbedingungen schlüpft nach etwa 90 bis 135 Tagen aus dieser Kapsel ein einzelner nahezu vollständig entwickelter Tauwurm. Erst nach ein bis zwei Jahren ist dieser selbst geschlechtsreif und erhält die für die Regenwurm Fortpflanzung unabkömmliche Gürtelzone.
Die Jungwürmer der Kompostwürmer entwickeln sich dank der höheren Temperaturen des verrottenden Pflanzenmaterials bereits nach ca. 20 Tagen. Auch ist diese Art wesentlich produktiver. Sie paart sich häufiger im Jahr und produziert auch mehr Eier pro Kokon (bis zu 11). Ein einzelnes geschlechtsreifes Tier kann so bis zu 300 Nachkommen pro Jahr produzieren. Der Gemeine Regenwurm hingegen paart sich in der Regel nur ein mal pro Jahr, produziert dabei 5 bis 10 Kokons mit jeweils einem Ei.
Regenwurm Fortpflanzung: Das Fazit
Die Regenwurm Fortpflanzung mag uns seltsam erscheinen, jedoch hat sich dieser Prozess seit Jahrmillionen bewährt. Diese Nützlinge des Gartens sind ein Beweis für die Komplexität der Natur, die selbst vor so gewöhnlich erscheinenden Lebewesen, wie dem Regenwurm, nicht Halt macht.